Wiesn 2018 – Größtes Volksfest der Welt in Zahlen
Werden Menschen aus anderen Teilen der Welt nach Dingen gefragt, die ihnen zu Deutschland einfallen, so kommt man an Antworten wie Bier, Autos, Angela Merkel und Oktoberfest nicht vorbei. Pünktlich zur diesjährigen Wiesn haben wir Ihnen die wichtigsten Fakten zum größten Volksfest der Welt zusammengestellt, mit denen Sie in jeder Gesprächsrunde als Experte glänzen können.
Oktoberfest ist Tradition: Seit 1810
Im Rahmen der Hochzeit von Kronprinz Ludwig und Prinzessin Therese fand 1810 erstmals ein großes Fest in Form eines Pferderennens auf der Theresienwiese statt. Dies gefiel den Münchenern so gut, dass sich das Pferderennen in den darauffolgenden Jahren zur Tradition entwickelte und stetig weiter ausgebaut wurde. Seit 1819 tragen die Festlichkeiten den Namen „Oktoberfest“.
Da das Wetter in München im Oktober jedoch zu wechselhaft ist, wurde das Fest im Laufe der Jahre in den September vorverlegt und beginnt traditionell am Samstag nach dem 15. September – der Name „Oktoberfest“ ist geblieben.
Drei Millionen zusätzliche Fahrgäste im öffentlichen Nahverkehr
Bei über sechs Millionen Gästen, die während der Oktoberfestzeit München besuchen, wird der öffentliche Nahverkehr zusätzlich belastet. Daher werden während der zwei Festwochen 500 zusätzliche Fahrten der Regional- und S-Bahn in den Fahrplan aufgenommen und auch die U-Bahn fährt noch häufiger als im Normalbetrieb. Laut Bahn nutzen zur Wiesnzeit täglich 940.000 Fahrgäste die S-Bahn. Das sind 100.000 zusätzliche Gäste jeden Tag.
Um die Menschenmassen bewältigen zu können, werden zusätzliche Einstiegslotsen an verschiedenen Stationen positioniert – insgesamt regeln bis zu 130 Mitarbeiter die An- und Abreise der Besucher. Allerdings kann es trotz der zusätzlichen Verkehrsmittel für Besucher teilweise schneller sein, den Weg zur Theresienwiese zu Fuß zurückzulegen; gemäß dem Motto „Z‘ Fuaß samma schnella“ weisen Helfer den Weg Richtung Festzelte.
1300 Bewerbungen für 556 Standplätze auf dem Oktoberfest
Haben Sie sich schon einmal die Frage gestellt, wieso gerade die „Wilde Maus“ oder der „Wiesn Guglhupf“ einen Standplatz auf dem Oktoberfest bekommen? Jährlich bewerben sich rund 1.300 Betriebe um die knapp 550 Wiesn-Standplätze. Die Bewerbungen werden von der Oktoberfestleitung auf Kriterien wie Bekanntheit, Attraktivität des Geschäftes, Tradition oder ökologischer Lebensmittelherstellung geprüft. Anschließend werden Vorschläge für Zu- und Absagen an den Stadtrat weitergeleitet, welcher letztendlich über die Aufteilung der freien Plätze entscheidet. In diesem Jahr wurden insgesamt 556 Zusagen erteilt: 234 an Warenverkäufer, 163 für Schausteller, 148 für Gastro-Betriebe sowie 11 an Serviceeinrichtungen.
18 Wochen Wiesn im Jahr
Für diejenigen, die mit dem Auf- und Abbau einer der 14 großen Festzelte betreut sind, dauern die Wiesn nicht zwei, sondern bis zu 18 Wochen im Jahr. Zehn Wochen vor dem Start der diesjährigen Wiesn, am 16. Juli, begann der Aufbau und sechs Wochen nach dem Ende der Wiesn, am 9. November, muss der letzte LKW mit Material die Theresienwiese verlassen haben.
Doch nicht jeder ist glücklich über die lange Auf- und Abbauzeit, die fast ein Drittel des Jahres in Anspruch nimmt. Anwohner beschweren sich, dass sie auf dem Weg zur Arbeit oder Schule einen großen Umweg in Kauf nehmen müssen und der Platz auf der Theresienwiese während dieser Zeit nicht für Freizeitaktivitäten genutzt werden kann. Aufgrund dessen setzen sich vermehrt Bewohner für eine Verkürzung der Auf- und Abbauzeiten ein. Diese Forderung scheint schwer realisierbar, da Politiker der Stadt München sogar überlegen die Zeiten zu verlängern. Gründe für die lange Auf- und Abbauphasen sind, dass es sich bei den Zelten um massive Holzkonstruktionen handelt, welche jedes Jahr neu zusammengebaut werden müssen.
Jedes Zelt wird mit bis zu 50 LKWs angeliefert und vor Ort mit Kränen montiert. Da die Festhallen während des Jahres eingelagert werden, wird das Holz jedes Jahr von neuem gestrichen. Auch die Küchen, welche mit großen Hotelküchen vergleichbar sind, müssen aufgebaut und eingerichtet werden. Penible Hygienevorschriften sind während dieser Arbeiten einzuhalten.
Umsatzpacht statt Standgebühr
Bis zum Jahr 2016 musste jeder Aussteller, ob kleine Wurfbude oder großes Festzelt, eine vorher festgelegte Standgebühr zahlen. Durch die erhöhten Sicherheitsmaßnahmen, die nach den Terrorakten in Europa verordnet wurden, sind die Ausgaben der Stadt infolgedessen stark angestiegen. Seit 2017 werden daher die Ausgaben in Form einer Umsatzpacht stärker auf die Wiesnwirte umgelegt.
Im Zuge dieser Umstellung wurde 2017 eine Pacht in Höhe von 5,1% der Umsätze eingeführt, welche jedoch nicht ausreichend war, um die Mehrausgaben der Stadt zu decken. Deshalb wurde im Jahr 2018 die Pacht auf 7,8% für die großen Zelte und auf 6,1% für die kleinen Zelte weiter angehoben. Die Schausteller zahlen weiterhin eine feste Standgebühr.
Insgesamt rechnet die Stadt München mit einem Mittelbedarf von 11,4 Millionen € für die Wiesn 2018. Davon sollen 9,3 Millionen € durch Standgebühren und Umsatzpacht wieder eingenommen werden. Durch die erhöhte Pacht fallen für die Wirte die Gewinne geringer aus, was natürlich auch Folgen auf die Preise hat. Die Bierpreise steigen 2018 auf 10,70-11,50 € pro Maßkrug. Zum Vergleich: 2017 kostete die Maß noch zwischen 10,60-10,95€.
Sanitätsdienstwechsel nach 130 Jahren
Das Oktoberfest und das Deutsche Rote Kreuz (DRK) verbindet eine traditionsreiche Vergangenheit. Seit 130 Jahren ist das DRK als Sanitätsdienst auf der Wiesn für das Wohlergehen von Gästen und Angestellten zuständig. Auch nachdem vor acht Jahren die Vorschrift eingeführt worden ist, den Sanitätsdienst durch eine öffentliche Ausschreibung zu bestimmen, sicherte das DRK sich den Auftrag zweimal für einen Zeitraum von jeweils vier Jahren. 2018 gewann jedoch erstmals der private Sanitätsdienst Aicher Group den Auftrag; damit endet (vorübergehend) die Beziehung zwischen den Wiesn und dem DRK.
Die erste Amtshandlung der Aicher Group war der Bau einer 800 Quadratmeter großen Sanitätsstation, in welcher an den 16 Wiesntagen um die 600 Helfer und 50 Ärzte arbeiten werden. Der Bau kostete Aicher rund eine halbe Million Euro und verfügt über zwei OP’s, 15 Überwachungsplätze sowie EKG- und Ultraschallgeräte.
Maßkrug-Sammler aufgepasst
Aufgrund der in den letzten Jahren steigenden Anzahl an Terroranschlägen in europäischen Großstädten hat die Stadt München reagiert und die Sicherheitsvorschriften für das Oktoberfest verschärft. So wurden die städtischen Ordner von 250 auf 300 aufgestockt. Es gibt Taschenkontrollen, sowie ein Rucksackverbot und einen Zaun, welcher das Gelände eingrenzt. Zudem wird der Einlass zum Gelände für Besucher erst um 9 Uhr geöffnet, nachdem die Lieferfahrzeuge das Gelände verlassen haben.
Für die Sicherheit verantwortlich ist das Unternehmen Securitas. Neben der Sicherung des Außengeländes sowie der Zufahrtswege, werden die Ein- und Ausgänge kontrolliert. Besonders häufig werden an den Ausgängen Maßkrüge eingesammelt, die die Besucher herausschmuggeln möchten. Jedes Jahr werden so über 100.000 Maßkrüge sichergestellt.
Digitalisierung des Traditionsfestes
Seit letztem Jahr ist es möglich bei ausgewählten Wiesnbetrieben mit dem Handy zu bezahlen. Dafür muss die App „Blue-Code“ heruntergeladen und mit dem Bankkonto verbunden werden; beim Bezahlen wird der entsprechende Betrag vom angegebenen Konto automatisch abgebucht.
Des Weiteren gibt es die offizielle Oktoberfest App, welche neben Deutsch auch auf Englisch, Italienisch, Französisch und Spanisch verfügbar ist.
Hier die wichtigsten Features:
- News-Feed: Veröffentlichung von Neuigkeiten, Höhepunkten und Gewinnspielen.
- Geländeplan: Hilfestellung bei der Orientierung auf dem Festgelände und Live-Anzeige in welchen Zelten noch Plätze frei sind (in ausgewählten Zelten verfügbar).
- Freunde-Finder: Live-Anzeige welche Facebook Freunde sich gerade wo auf den Wiesn befinden.
Wiesn-Infrastruktur
Um alle Festzelte, Fahrgeschäfte und Betriebe mit ausreichend Strom und Wasser zu versorgen, sind in den letzten Jahren 43km unterirdische Kabelkanäle für Stromleitungen installiert worden. Weiterhin gibt es 43 festinstallierte Trafostationen und 160 Energie-Speisepunkte. Zur besseren Orientierung erhalten Wiesn-Traditionsbetriebe jedes Jahr denselben Platz. Alle anderen Plätze werden neu vergeben. Die Kriterien bei der Auswahl der Standplätze sind zum einen Sicherheitsaspekte wie der Abstand zum Nachbarn und zum anderen Strom-, Wasser- und Erdgasanschlüsse.
„O´ zapft is“ in Zahlen
Im Jahr 2017 haben 6,2 Millionen Oktoberfestbesucher 7,7 Millionen Maß Bier getrunken, 146 Ochsen und 59 Kälber gegessen, sowie 466.750 Brathändl und 103.270 Schweinswürstl gekauft. Dabei wurden 1.300 Tonnen Abfall produziert, 224.000 Kubikmeter Erdgas und 3,25 Millionen kW Strom verbraucht – in Spitzenzeiten beläuft sich die benötigte Energie etwa auf ein Ausmaß, welches benötigt wird um eine Kleinstadt mit 20.000 Einwohnern zu versorgen.
Am Ende der Wiesn 2017 wurden 4.055 Fundsachen im Wiesn-Fundbüro abgegeben. Wenn bis Anfang Februar des folgenden Jahres die Besitzer weder vorbeigekommen sind, noch ermittelt werden konnten, werden die Fundsachen versteigert. 2017 wurden lediglich 20% der verlorengegangenen Sachen von ihren Besitzern wieder abgeholt.
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