Wie Unternehmen den Weihnachtsmann ersetzen (müssen)
Wie Unternehmen es schaffen die Aufgaben des Weihnachtsmannes zu übernehmen
Kurz vor Weihnachten wird es für viele hektisch. Auch Unternehmen haben zur friedlichsten Zeit des Jahres alle Hände voll zu tun. Denn sie müssen alle Aufgaben übernehmen, die offiziell eigentlich dem Weihnachtsmann zugerechnet werden: Die Wünsche der Kunden kennen, ihre Produktion und ihr Inventar so planen, dass genug Verfügbarkeit herrscht und am besten so schnell wie möglich, aber unbedingt vor der Heiligen Nacht, liefern. Der Weihnachtsmann schafft das laut Legende mithilfe seiner fleißigen Elfen, die die Wunschzettel der Kinder bearbeiten und liefert mit seinen fliegenden Rentieren weltweit innerhalb kürzester Zeit aus. Soviel zur Weihnachtsromantik. In Wirklichkeit steht hinter jedem Weihnachtsgeschenk ein weltweites Logistiknetzwerk. Unternehmen in Deutschland planen langfristig für das Weihnachtsgeschäft und kommen dennoch Jahr für Jahr an ihre Belastungsgrenzen.
An Weihnachten muss alles klappen
Als Weihnachtgeschäft gelten die Monate November und Dezember. In diesen beiden Monaten wird im Einzelhandel etwa 15% des Jahresumsatzes gemacht, bei Spielwarenhändlern machen diese sogar fast 30% aus, bei Buchhändlern etwa 25%. Auch der Onlinehandel verdankt 25% seines Jahresumsatzes der Weihnachtszeit. Durch den Handelsverband Deutschland wird für das Weihnachtsgeschäft 2018 ein Umsatzplus von 2% im Vergleich zum Vorjahr prognostiziert, damit würde der Umsatz erstmals einen Wert von mehr als 100 Milliarden Euro erreichen. Allein für den Onlinehandel wird dieses Jahr ein Weihnachtsumsatz von 13,4 Milliarden Euro erwartet, eine Steigerung von fast 10% im Vergleich zu 2017.
Wann bestellt wer seine Weihnachtsgeschenke?
Pünktlich liefern – und das ohne fliegende Rentiere
Der Bundesverband für Paket und Expresslogistik rechnet für 2018 mit einem Zuwachs an B2C-Sendungen von 8-10% im Vergleich zum Vorjahr. Damit steigt die Anzahl der B2C Sendungen um 30 Millionen Stück auf eine unglaubliche Anzahl von 330 Millionen Sendungen. An Spitzentagen werden mehr als 18 Millionen Sendungen an einem einzigen Tag befördert. Allein DHL stellt in der Weihnachtszeit täglich durchschnittlich 8 Millionen Pakete zu. Hermes erwartet insgesamt 80 Millionen Sendungen in der Zeit von November bis Dezember, also fast eine Sendung für jeden Bundesbürger. Pro Tag macht das 2,2 Millionen Sendungen.
Fleißige Helfer in der Weihnachtszeit begehrt
Um dieses Sendungsvolumen zu bewältigen brauchen die Unternehmen zusätzliche Helfer. Nicht nur in der Logistikbranche werden zur Weihnachtszeit tausende Stellen durch Zeitarbeiter besetzt, auch im Handel oder in Produktionsbetrieben. Die Unternehmen der Kurier-, Express- und Paketbranche (KEP) werden dieses Jahr insgesamt rund 25.000 zusätzliche Zusteller beschäftigen. Amazon stellt in seinen Logistikzentren zusätzlich zu seinen etwa 12.000 Festangestellten noch 13.000 Saisonarbeitskräfte ein. Doch nicht nur mehr Personal, auch zusätzliche Fahrzeuge und neuste Technologie werden benötigt. Bei Hermes Deutschland übernehmen bis Mitte Januar 3.600 Transporter zusätzliche Touren auf der Letzten Meile zum Kunden. Auf den Strecken zwischen den Logistikzentren operieren 400 zusätzliche Sattelzug- und Wechselbrücken-LKW. Ein neues Logistikzentrum bei Augsburg erhöht Hermes‘ Kapazitäten im Südosten des Landes und die Ende 2017 in Betrieb genommenen Logistikzentren in Mainz und Berlin-Brandenburg befanden sich Weihnachten 2017 noch im Testbetrieb und können dieses Jahr erstmals auf Volllast laufen.
Schlitten mit flotter Technik – Optimale Fahrtreihenfolge mit Navigationssoftware
Außerdem hat das Unternehmen gemeinsam mit dem Start-up Graphmasters eine neue Software auf Android-Basis entwickelt, welche den Zustellprozess mithilfe einer intelligenten Routen- und Verkehrsplanung effizienter gestaltet. Die Software basiert auf lernenden Algorithmen, welche im Falle von Staus Routenanpassungen vornehmen und das vorausgesagte Zustellfenster auf 30-60 Minuten reduzieren können. Weiterhin sind tourspezifische Daten wie die Öffnungszeiten der Paketshops, Arbeits- und Pausenzeiten und der eingesetzte Fahrzeugtyp in die Software eingearbeitet, welche schließlich eine optimale Fahrtreihenfolge errechnet und sie ggf. während der Tour anpasst. Diese Investitionen in einen schnellen und verlässlichen Service haben natürlich ihren Preis. Als erster Paketzusteller erhebt Hermes dieses Jahr deshalb einen Weihnachtszuschlag. Vom 1. November bis 31. Dezember müssen Händler einen individuell vereinbarten Zusatzbetrag für Pakete zahlen, auch für Retouren. Dies gilt jedoch nicht für Privatpakete.
Wissen was die Kunden wollen – und das ohne Wunschzettel
Jedes Weihnachten gibt es einen Hype, der kaum vorauszusagen und daher nicht planbar ist. Letztes Jahr waren das beispielsweise die Fidget Spinner, fast jedes Kind wollte einen besitzen. Andere Wünsche sind allerdings gut voraussehbar – so können etwa neue Filme von Disney und Pixar eine Indikation für diesjährige Trendprodukte und Fanartikel geben. Außerdem prägen weiterhin traditionelle Geschenke wie Süßigkeiten, Bücher, Gutscheine und Spielzeuge das deutsche Weihnachtsgeschäft und sollten deshalb ausreichend verfügbar sein. Insbesondere durch das Onlineshoppen existieren heute Unmengen an Daten aus den Vorjahren, welche für den strategischen Einkauf und die Vorhersage von Trends genutzt werden können.
Abstimmung mit dem Handel – Mengenplanung in der Weihnachtszeit
Um die Mengenplanung zu präzisieren, ist für Paketdienstleister eine enge Abstimmung mit dem Handel von großer Wichtigkeit. Hermes plant mit Vergangenheitsdaten das diesjährige Weihnachtsgeschäft und rechnet mit Tageshöchstmengen in der Wochenmitte der letzten drei Wochen vor Heiligabend. Amazon stockt in seinem Logistikzentrum Koblenz die Belegschaft um fast das Doppelte auf und erhöht die Anzahl der eingelagerten Produkte kräftig. Standortleiter Nikolai Lisac gibt an, im dritten Jahr in Folge einen niedrigen siebenstelligen Betrag in den Standort zu investieren, um die Fördertechnik und Arbeitsprozesse zu verbessern. Erstmals öffnet Amazon dieses Jahr zur Weihnachtszeit fünf Tage lang (22.-27. November) einen Pop-up-Store am Berliner Kurfürstendamm. Dieser soll mehr als 500 von Experten ausgesuchte Geschenkideen aus den Bereichen Spielzeug, Kosmetik, Elektronik und Haushaltswaren zeigen, welche die Besucher direkt durch das Einscannen von QR-Codes in der Amazon-App bestellen können.
Nach Weihnachten ist vor Weihnachten
Auch nach den Feiertagen bleibt die Arbeitslast hoch, denn nun werden ungewollte oder unpassende Geschenke zurückgegeben und umgetauscht. Und auch nach der Retouren-Welle wird im Handel schnell wieder an Weihnachten gedacht – besonders im E-Commerce entsteht durch Ferien und gutes Wetter jährlich ein Sommerloch, welches von vielen Unternehmen als Zeit für die Weihnachtsvorbereitungen genutzt wird. Genau wie beim Weihnachtsmann und seinen Helfern ist also auch im Business die Weihnachtszeit ein ganzjährig präsentes Thema.
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