VuP-Forum 2016: Trends, Handfestes und worauf es wirklich ankommt
VuP-Forum 2016
− Trends, Handfestes und worauf es wirklich ankommt −
Man erinnert sich bei Vallée und Partner noch daran, wie alles anfing. Mit ein paar guten Kontakten & Kunden gab es im Jahr 2009 das erste VuP-Forum. In der Schnittstelle zwischen Logistik und IT haben sich seitdem rasante Veränderungen vollzogen. Bei Vallée und Partner unterstützt ein interdisziplinäres Team von Fachleuten heute deutschlandweit Unternehmen verschiedenster Branchen. Ein wesentlicher Grund dafür, dass das siebte VuP-Forum so außergewöhnlich gut angenommen worden ist, ist diese Vielseitigkeit. Gründer und Hauptgesellschafter Franz Vallée wurde während der Veranstaltung gefragt: „Und wann seid Ihr in der Halle Münsterland?“ Zugegeben: Soweit war es noch nicht. Aber immerhin 120 Besucher füllten am 18.02.2016, schon vor Veranstaltungsbeginn, das Foyer des Technologiehofes in Münster: Ein neuer Rekord.
Für viele ist es zur jährlichen Routine geworden, Anfang des Jahres die neusten Trends in Sachen Logistik und IT auf dem VuP-Forum zu erleben. Einige waren aber auch das erste Mal gekommen. Eine perfekte Gelegenheit also, um neue Kontakte zu knüpfen und zwar für alte Hasen und auch für Besucher, die das erste Mal dabei waren. Der Netzwerkgedanke vor und nach der Veranstaltung und in den Pausen bleibt ein wesentlicher Faktor für die Teilnehmer jedes Jahr wieder zu kommen.
Es sind aber auch die Themen, die Unternehmer Jahr für Jahr wieder zu der bekannten VuP-Kundenveranstaltung locken. Das Team von Vallée und Partner ist bekannt dafür, innovative Ideen und pragmatische Herangehensweisen miteinander zu verbinden. So war auch die Referentenmischung zum Thema Industrie 4.0 in diesem Jahr ausgerichtet.
„Handel im Wandel“ oder kurz Handel 4.0
Mit seinem Vortrag „Handel im Wandel“ stellte Franz Vallée aktuelle Veränderungsprozesse in der Fashion-Branche dar. Wachstum in diesem Bereich geschieht vornehmlich nur noch im Onlinehandel. Omni-Channel ist in aller Munde. Es gibt einen anhaltenden Trend hin zu einer Änderung des Käuferverhaltens. In der aktuellen Entwicklung fokussieren Markenhersteller ihren eigenen Umsatz im E-Commerce und der klassische Vertriebskanal Kauf- und Warenhaus verliert immer mehr an Bedeutung. Das Prinzip der „same day delivery“, also der Lieferung noch am selben Tag der Auftragserteilung, wird zunehmend bedeutender. Außerdem ist ein Prozess hin zu mehr Individualisierung zu verzeichnen. „Heute verkauft man keine Ware mehr, sondern einen Lifestyle“, so Vallée zu den Gästen. Der Professor der Fachhochschule Münster bot den Gästen auch eine konkrete Roadmap, um diesem Wandel zu begegnen. Qualifizierte Mitarbeiter stehen für ihn im Fokus. Diese müssen geschult und vorbereitet werden. Außerdem muss das eigene Geschäftsmodell und die eigene Unternehmensstrategie immer wieder auf den Prüfstand. Stabile Kernprozesse und flexible Reaktionsmöglichkeiten müssen symbiotisch funktionieren. Logistik und IT mit all ihren Implikationen sind für Prof. Vallée, im Speziellen in der Fashionbranche und im Handel, nicht zu unterschätzende, kritische Erfolgsfaktoren.
„HR 4.0 – mit Social Media auf der richtigen Fährte“
Der Geschäftsführer der Zenia Interim Management GmbH Franz-Josef Mues sprach zum Thema „HR 4.0 – Mit Social Media auf der richtigen Fährte“. Dabei legte er seinen Schwerpunkt auf die Kontaktaufnahme von Unternehmen mit dem designierten Interim Manager. Wie kann man also die richtige Person für die anstehende Aufgabe finden? Für Mues ist die Antwort klar: Über Tagging. Schlagbegriffe in sozialen Netzwerken, wie Xing, ermöglichen eine spezialisierte Suche nach Personen, die genau die Fähigkeiten, Qualifikationen und Berufserfahrungen besitzen, die gerade benötigt werden. Voraussetzung ist für Mues immer, dass die jeweilige Datenbank systematisch aufgebaut ist, vernetzt und intelligent funktioniert und auch eine permanente Wissensverarbeitung gewährleistet. Aktualität spiele hier eine große Rolle. Zentrale Faktoren für ein erfolgreiches Interim Management sind für ihn Schnelligkeit, zielgerichtete Vernetzung, Poolgröße und präzise inhaltliche Selektion, hält er fest.
Die Vorteile von Interim Management liegen für ihn auf der Hand. „Der Manager steht sofort zur Verfügung“, erklärt er. Einarbeitungsphasen fallen praktisch weg. Dies ermögliche ein schnelleres, flexibleres und kompetenteres Angehen der im Unternehmen anstehenden Probleme. Meist nachgefragt werden die so vermittelten Führungskräfte für strategisch wichtige Sonderprojekte oder auch für Krisen- und Turnaround Management. Auch bei der Integration von Akquisitionen oder bei der Überbrückung von sonstigen Führungsengpässen sieht Mues eine große Nachfrage an Übergangsmanagern.
Final gab er noch einen Einblick in soziale Netzwerke in ihrer Eigenschaft als Klimaindikator. Auf der Plattform kununu beispielsweise bewerten Arbeitnehmer ihre Arbeitgeber. Die Stimmungslage in der Arbeitnehmerschaft wird hier abgebildet und für Verantwortliche und Interessierte messbar. Kein Manager, der erneut ein Mandat erhalten möchte, kann sich ein riesiges Sammelsurium aus schlechten Bewertungen leisten. Daraus resultiert, dass Unternehmen auf ihre Mitarbeiter mehr achten müssen. In sozialen Netzwerken entstehen oft Eigendynamiken. Eine negatives „Posting“ zieht bald ein zweites nach sich. Die digitale Transformation und der demografische Wandel verändern den Arbeitsmarkt in einen Arbeitnehmermarkt, in dem Unternehmen künftig Arbeitnehmer für sich werben und gewinnen müssen. Die Notwendigkeit der Suche nach qualifizierten Kräften ist also nicht nur ein Phänomen des Interim Managements, sondern vielmehr ein Prozess, der den ganzen Arbeitsmarkt betreffen wird, so Mues.
„3D-Druck – hautnah, global“
In einem weiteren Vortrag erläuterten Max Tönnemann und Juri Boos die Möglichkeiten und Verfahren des 3D-Drucks. Die beiden Unternehmer der Desvicon GbR unterschieden neben den drei Standardfertigungsverfahren „Umformen“, „Trennen“ und „Aufbauen“ auch additive Fertigungstechniken, von denen eine Vielzahl existieren. Das sogenannte „Aushärten“ beispielsweise wird vornehmlich bei den Werkstoffen Harz und auch bei Kunststoffen angewandt. Beim „Aufschmelzen“ hingegen werden Metalle oder Keramik in Pulverform verflüssigt und dann in Form gebracht. Mittlerweile lassen sich außerdem auch speziellere Stoffe wie Titan in 3D-Druck – Verfahren verarbeiten. Zur „Schmelzschichtung“ hatten die beiden Jungunternehmer ein Vorführmodell mitgebracht, das in den Pausen den Gästen des VuP-Forums vorgeführt wurde.
Der 3D-Druck im Allgemeinen kommt langsam aber sicher im Massenmarkt an. In den Industrienationen im Besonderen ist eine immer schneller wachsende Zahl von 3D-Druckern zu verzeichnen. Aus dem Umstand der Massenfertigung und dem Auslaufen von Schlüsselpatenten rühren eine rasant voranschreitende Verbreitung der Geräte und eine signifikante Kostensenkung. Geräte, die vor ein paar Jahren noch 25.000 Euro an Investitionskapital bedurften, sind heute oft schon unter 1.000 Euro zu haben. Hauptnachfrager sind Industrie- und Konsumguthersteller. Der 3D-Druck macht ferner Massenindividualisierungen möglich. Vor Allem im Bereich der Medizintechnik und in der Luft- und Raumfahrt lässt sich dieser Trend beobachten.
Prof. Dr. Feldmann von der FH Münster ergänzte den Vortrag durch eine wissenschaftliche Komponente. Die Frage nach der Wirtschaftlichkeit der Technologie ist unter anderem ein Forschungsschwerpunkt, mit dem er sich beschäftigt. Erste Ergebnisse einer empirischen Untersuchung zeigten auf, dass die Beschaffungskosten der Geräte nachhaltig sinken. Die Zahl von Bestellungen einzelner Komponenten für die Weiterverarbeitung wird durch den 3D-Druck sukzessive abnehmen. Auch die Anzahl der Lieferanten wird dadurch sinken, so auch die Bestände, die in Unternehmen an Verbrauchs- und Fertigungsstoffen vorrätig gehalten werden müssen. Alles wird ja in kürzester Zeit nachproduzierbar sein und zwar bedarfsgerechter. Hier sieht Feldmann eine zunehmende Planungssicherheit und eine Risikominimierung für Unternehmen, die die Technik einsetzen.
In einem letzten Fazit hielt Prof. Feldmann noch einmal fest, dass er im 3D-Druck einen Evolutions- und keinen Revolutionsprozess sieht. Es gibt noch zahlreiche Themen in technischer und auch in gesellschaftlicher Sicht mit denen man sich in Zukunft vertiefend befassen muss. Hierbei verwies er auf gesundheitliche Fragen beim Umgang mit dem Drucker und natürlich auch Umweltthemen, da zwangsläufig dezentral Abfälle anfallen werden. Auch und vor Allem im Bereich Logistik werden Themen wie Arbeitsplatzabbau und die Umgestaltung von Wertschöpfungsketten relevant werden. Als Treiber dieser Entwicklung hielt er final noch einmal die Schlagbegriffe „Individualisierung“, „Gewicht“ und „Produktions- und Logistikkosten“ fest.
„Logistik gestern – heute – morgen“
Prof. Dr. Franz Vallée hielt außerdem einen Vortrag zum Thema „Logistik gestern – heute – morgen“. Die Koryphäe der Fachhochschule Münster sah zunächst auf veraltete Logistikprozesse zurück, die durch starre Wertschöpfungsketten, fehlende Prozessoptimierung und einem geringen Stellenwert der Logistik als Ganzem gekennzeichnet waren. Klassische unternehmerische Elemente wie Einkauf, Verkauf und Fertigung standen im Fokus und ein übergreifendes Denken der Logistikprozesse fehlte.
In seiner Zukunftsvision wird man sich mehr und mehr mit Drohnen und dem Konzept des „driverless car“ beschäftigen. Fahrerlose Gabelstaplersysteme werden heute schon eingesetzt und werden zukünftig noch mehr das Bild in Lagerhäusern prägen. Auch „augmented reality“ sieht er als ein wichtiges Zukunftsthema. Innovationen und technologischer Fortschritt seien für ihn die Wachstumsschlüssel deutscher Unternehmen, IT der Erfolgsfaktor der Zukunft, so Vallée.
Natürlich durfte auch ein Blick auf das hier und jetzt und die aktuellen Trends in seinem Vortrag nicht fehlen. Material- und Informationsflüssen wandeln sich massiv. Die Logistikkosten für Unternehmen pro Stück steigen stetig weiter an. Während vorhandene IT-Kapazitäten nicht ausgenutzt werden, haben zwei Drittel aller Händler heute immer noch keinen richtigen E-Commerce. Soviel zum status quo in den deutschen Betrieben. Vallée unterstrich vor dem Publikum, dass sich der Wandel der Digitalisierung jetzt in diesem Augenblick vollziehe und dass zögern und warten Wettbewerbsnachteile schafft. Investitionen in Prozessorientierung, professionelles Projektmanagement und Transparenz sollten hergestellt und fortlaufend gewährleistet werden. Logistik, als übergreifender Begriff, sollte mit der richtigen IT abgestimmt und in ein auf die Zukunft ausgerichtetes Geschäftsmodell integriert werden. Leider würden die aktuellen Veränderungen zum Thema Industrie 4.0 viel zu oft ignoriert. Er mahnte deshalb nochmals an, einen Industrie 4.0-Check zu machen.
Worauf es wirklich ankommt
Der letzte Vortrag war inhaltlich etwas anders ausgerichtet. Prof. Dr. med. Joachim Gardemann bot einen berührenden Einblick in seine Arbeit für das DRK. Mit dem Thema „Humanitäre Hilfe – Logistik in Krisengebieten“ nahm er die Gäste mit auf eine Reise in eine ganz andere Welt. Seine Arbeit in Krisengebieten findet fernab von der gewohnten Verfügbarkeit zu jeder Zeit statt. An vielen Beispielen erläuterte er seine Erfahrungen und das Leben als Entwicklungshelfer. Ein Schwerpunkt lag dabei auf der Funktionsweise sogenannter ERU (emergency response units). Diese mobilen Gesundheitsstationen des roten Kreuzes sind praktisch modular aufgebaute, bewegliche Krankenhäuser, die mit viel logistischem Aufwand in Krisengebiete gebracht werden. Gardemann erzählte in diesem Zusammenhang von dem Kampf gegen eine Ebola-Epidemie in Kenema in Sierra Leone, wo der erfahrene Mediziner einen Freund und Kollegen an die Krankheit verlor. Nur 60% der Menschen, die es ins Krankenhaus schaffen, überleben Ebola, konnten die Gäste erfahren.
Ebola, als hochansteckende Krankheit bedarf besonderer Hygieneanforderungen. Ein Krankenhaus mit 120 Betten hat 240 Mitarbeiter, die wiederum täglich bekleidet und mit Schutzkleidung versorgt werden müssen. Die Hälfte des Camps ist außerdem reine Versorgungseinrichtung. Und die große logistische Herausforderung ist, dass alle Dinge von Anfang an mitgenommen werden müssen. Nachbestellen gestaltet sich fernab von befestigten Straßen und Verkehrswegen als sehr schwierig. Das Krankenhaus agiert im Krisengebiet völlig autark. Und damit ist gemeint, dass alle Dinge von Erstaufnahme, Versorgung, Verpflegung bis hin zur Beerdigung auf dem nahegelegenen Friedhof zum Aufgabengebiet gehören. Es war ein beeindruckender Vortrag, den Gardemann hielt
Auch was kurzfristige angesetzte Notoperationen betrifft, die vor Ort und manchmal auch provisorisch durchgeführt werden müssen. Er stelle sich vor, sinnierte Gardemann, man könne entscheidende Teile mit dem passenden Datenmuster in einem Gerät vor Ort für eine OP einfach drucken und müsse nicht lange auf die Lieferung an einen entfernten Platz der Welt warten. Wie viele Leben könne man damit mehr retten? Und spätestens an dieser Stelle wurde den Gästen gewahr, wie weitgehend das Thema Digitalisierung und Industrie 4.0 eigentlich ist. Es bedeutet nicht in erster Linie mehr Konsummöglichkeiten, Bequemlichkeit und mehr Service. Der technologische Fortschritt, vor Allem im Bereich des 3D-Drucks, wird wahrscheinlich helfen Menschenleben zu retten. Fernab der Annehmlichkeiten der modernen Welt werden, so ist zumindest die Hoffnung, Menschen davon profitieren.
Tschüss und bis zum nächsten Mal!
Nach dem letzten Vortrag klang das VuP-Forum aus und es gab noch die Möglichkeit zu einem finalen Austausch. Einige Personen wird das VuP-Team schon bald am 8. – 10.03.2016 auf der LogiMAT wiedersehen. Auch Prof. Dr. Franz Vallée wird am Mittwoch, dem 09.03.2016 von 14.30 Uhr bis 16.00 Uhr beim Forum T in Halle 6 mit einem Vortrag im Pecha Kucha-Format dabei sein. Für den Geschäftsführer der VuP GmbH Markus Lohmann ist nach dem VuP-Forum auch immer vor dem VuP-Forum. Und so kreisten auch schon wieder die Gendanken an das nächste große Event im kommenden Jahr. Mal sehen, welche Zukunftsvisionen die Gäste dann erwarten wird. Ganz sicher ist eins: Das VuP-Forum 2017 wird wahrscheinlich wieder Rekorde brechen.
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