Prof. Dr. Vallée sieht die Self-Storage-Zukunft sehr positiv
Experteninterview:
Self-Storage: Für Investoren interessant
Die Self-Storage-Branche erlebt kräftige Zuwachsraten, weil in Deutschland der Bedarf steigt, resümiert Prof. Dr. Franz Vallée, Sprecher des Vorstands beim Institut für Prozessmanagement und Digitale Transformation (IPD) der Fachhochschule Münster, Leiter des dortigen Masterstudiengangs Logistik sowie Gründer und Gesellschafter VuP GmbH – Vallée und Partner, Beratung für Logistik und IT, im Gespräch mit unserer Autorin Maike Harhues. Da die Baukosten niedrig liegen, sich aber trotzdem relativ hohe Mieten erzielen lassen, sind Self- Storage-Anlagen auch für Investoren interessant, erklärt der Experte.
Der Anteil deutscher Self-Storage- Standorte am europäischen Gesamtvolumen soll laut Angaben des Branchen-Verbandes bei lediglich 5,5 Prozent liegen, obwohl Deutschland von der Wirtschaftskraft und Demografie her ganz weit vorne liegt in Europa. Ist Deutschland trotz Zuwachsraten in den letzten Jahren auf diesem Gebiet noch ein Entwicklungsland?
Franz Vallée: Im Self-Storage-Kontext hat Deutschland in der Tat noch Nachholbedarf. Als das Konzept vor gut 30 Jahren aus den USA nach Europa kam, hat es zunächst in Ländern wie Großbritannien, Frankreich oder Niederlanden Anklang gefunden. Im europäischen Vergleich holt Deutschland jetzt allerdings stark auf, da für die Anzahl deutscher Self-Storage- Einrichtungen ein jährliches Wachstum von 25 Prozent prognostiziert wird.
Wie sieht die Kapazitätsauslastung deutscher Self-Storage-Anbieter aus?
Vallée: Ein Großteil der um die 100 Self- Storage-Anlagen in Deutschland ist bereits voll ausgelastet. Bei neu errichteten Anlagen dauert es nur drei bis vier Jahre, bis 90 Prozent der Lagerfläche vermietet sind. Daraus resultiert auch die hohe Anzahl an neu erbauten Anlagen.
Wie lässt sich die ansteigende Nachfrage nach flexiblen und ständig verfügbaren Lagerkapazitäten erklären, die beispielsweise Umzugsunternehmen und Speditionen schon seit Langem anbieten?
Vallée: Zunächst einmal ist das auf die steigende Mobilität insbesondere der jungen Bevölkerung zurückzuführen, die dadurch selbst in Partnerschaften mehrere Hausstände aufbaut. Außerdem führt die voranschreitende Urbanisierung, gekoppelt mit hohen Mietpreisen in Großstädten wie München oder Hamburg, dazu, dass sich Mieter durchschnittlich weniger Quadratmeter leisten können als vorher.
Richtet sich Self Storage im Schwerpunkt an Privatleute, die Puffer- Flächen benötigen, oder fragen auch Unternehmen diesen Service nach?
Vallée: Unternehmen machen ungefähr ein Drittel des Umsatzes von Self-Storage- Anlagen aus. Dabei handelt es sich meist um Kleinunternehmer, die kein eigenes Lager betreiben oder nur über geringe Lagerkapazitäten verfügen. Typische Kunden sind beispielsweise Unternehmen, die ihre Saisonware einlagern. Auch die Lagerung von Akten ist ein typischer Anwendungsfall. Bei komplexen Logistikanforderungen, z.B. bei der Lagerung von Gefahrstoffen oder von Lebensmitteln, müssen allerdings andere Lösungen gefunden werden.
Was macht es für institutionelle Anleger attraktiv, in Self-Storage-Liegenschaften zu investieren?
Vallée: Im Vergleich zu anderen Gewerbeimmobilien sind die Baukosten sehr gering und es können trotzdem beachtliche Mieten von um die 10 Euro pro Quadratmeter erzielt werden, in Großstädten sogar mehr. Das Modell scheint so attraktiv zu sein, dass sogar Kleinanleger in Self-Storage-Anlagen investieren.
Worauf müssen Kunden achten, wenn sie sich vertraglich an einen Self-Storage-Anbieter binden?
Vallée: Bei langfristigen Verträgen mit einem Self-Storage-Anbieter sollte man auf kurze Kündigungsfristen achten. Das ist beim Self Storage aber eher die Regel als die Ausnahme. Bei langen Vertragsverhältnissen ist es dann immer eine Abwägung zwischen Kostenvorteilen und der nötigen Flexibilität. Außerdem ist es wichtig, sich im Vorhinein bezüglich des Versicherungsschutzes zu informieren.
Das Interview führte Maike Harhues, “Die Wirtschaft”.
Veröffentlicht in der Onlineausgabe von “Die Wirtschaft” (Münster/Münsterland), Ausgabe 05/2017.
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