6 Fakten über den absoluten Klassiker der Logistik

29. Januar 2019 | Blog, Logistik

Marke geknackt: Produktion von 100 Millionen Holzpaletten im Jahr

Egal ob aus Holz, Restholz, Kunststoffgranulat oder Recyclingkunststoffen – die Palette ist aus der weltweiten Logistik nicht wegzudenken. In Deutschland allein gibt es etwa 440 verschiedene Hersteller von Paletten. Im Paletten Markt die Nase vorn hat die klassische Palette aus Holz, welche etwa 90% des gesamten Paletten-Marktes in Europa ausmacht. Marktführer in diesem Segment ist die „European Pallet Association e.V.“ (EPAL), welche mit Abstand am häufigsten verwendet wird. Während EPAL im internationalen Markt im Jahr 2000 noch knapp 50 Millionen Paletten produzierte, wurde im Jahr 2016 erstmals die 100 Millionen Marke geknackt und damit eine Verdopplung der Produktion innerhalb von sechs Jahren erreicht. Im Jahr 2017 betrug die Produktionsmenge bereits über 110 Millionen. Insgesamt gehen etwa 20% der gesamten Holzproduktion in Europa auf das Konto von Holzpaletten und -verpackungen. Der Sektor beschäftigt europaweit etwa 50.000 Mitarbeiter in 3.000 Firmen und steht für 3% der gesamten Holzverarbeitungsindustrie.

Neben den Holzpaletten sind außerdem Plastikpaletten, Paletten aus Wellpappe, sowie Metall- und Papierpaletten im Umlauf. Die Kunststoffpaletten, welche besonders in der Lebensmittel- und Pharmaindustrie Anwendung finden, bauen ihren Marktanteil stetig aus – nach Schätzungen der Hersteller werden in Deutschland jährlich 6-7 Millionen von ihnen produziert. Wichtige Hersteller neben der EPAL sind die Holz-, Plastik- und Metallpaletten der CHEP (Common Wealth Equipment Pool), die WORLD-Palette der Falkenhahn AG, sowie die INKA-Paletten (des Herstellers Inselkammer) aus gepresstem Restholz, welche in leerem Zustand ineinander stapelbar sind.

Die Paletten Produktion als „Drehzahlmesser“ der deutschen Wirtschaft

Normalerweise sind Paletten in Deutschland praktisch unbegrenzt verfügbar. Die Nachfrage hat jedoch derart zugenommen, dass Produzenten nur mühsam mit der Lieferung hinterherkommen. Grund ist die Hochkonjunktur der deutschen Wirtschaft – denn sobald ein Produkt hergestellt wird, muss es in der Regel auch transportiert werden. Derzeit kommt es vor, dass die Hersteller von Paletten auch Aufträge langjähriger Großkunden stornieren müssen und Engpässe bzw. Wartezeiten entstehen – selbst bei absoluten Standardprodukten wie den Europaletten. Betriebe geben an, ihre Mitarbeiter schon seit Längerem Überstunden schieben zu lassen, weil sie Anfragen von Unternehmen erhalten, denen der Preis der Paletten egal ist – solange geliefert wird.

Durch eine Rohstoffstoffverknappung steigen die Preise im Paletten Markt. Die Ursache ist im Klimawandel begründet. Im vierten Quartal 2017, als die Böden aufgrund des warmen Klimas für die Erntefahrzeuge der Forstwirtschaft matschig und schwer befahrbar waren, legte der Preis für die nötigen Holzwerkstoffe um fast 10% gegenüber dem Vorjahr zu. Holzpaletten werden vorwiegend aus Produktionsresten wie der Seitenware von Nadelhölzern gefertigt. Ein Großteil des benutzten Holzes stammt aus Deutschland, aber auch aus dem Baltikum und Skandinavien. Aus diesen Regionen kann allerdings einerseits aufgrund des wärmer werdenden Klimas immer weniger Ware geliefert werden. Andererseits hat die chinesische Regierung neue Regulierungen zur Schonung der chinesischen Wälder eingeführt, wodurch sich das Land mehr und mehr in Europa bedient. Auch die Nachfrage an Holz von Seiten der USA, Frankreich und Italien ist gestiegen – es gibt also neue Konkurrenten beim Einkauf des Rohstoffes. Die Konsequenz ist am Markt sichtbar: Während der Marktwert einer Europalette im August 2011 noch bei 8,50 Euro lag, waren es im Jahr 2017 10 Euro.

EPAL Paletten als größter Tauschpool der Welt

Die weltweit am meisten verbreitete Palette ist die Europalette der „European Pallet Association e.V.“ (EPAL), von der derzeit ca. 450-500 Millionen Stück im Umlauf sind. EPAL Paletten sind aus einem europäischen Standard entstanden und sind deshalb besonders stark in Europa im Einsatz. Sie kann bis zu 2000kg bei gleichmäßiger Verteilung tragen (1000kg auf einem Punkt) und wird zu Tagespreisen, abhängig von Angebot und Nachfrage sowie Zustand und Behandlung der Palette, gehandelt. Die EPAL stellt mit ihren Europaletten den größten offenen Tauschpool der Welt dar. Wenn der Spediteur die Ware auf einer Europalette abgeliefert hat, nimmt er vom Endabnehmer die gleiche Anzahl an Europaletten wieder mit, um sie erneut zu beladen. Komplikationen gibt es allerdings im Containerverkehr – da die Containergrößen auf amerikanischen Maßeinheiten basieren, kann eine Europalette ihren Innenraum nicht optimal und ohne Verluste ausnutzen. Deshalb wird die Europalette im Containerverkehr nicht eingesetzt, sondern schwerpunktmäßig im europäischen Logistikverkehr.

Über 110 Millionen Europaletten in 2017: Recycling und Upcycling

Wie der EPAL Dachverband auf seiner Website angibt, werden seine Paletten aus nachhaltig angebautem, CO2 neutralem Holz hergestellt. Die Paletten reduzieren durch ihre hohe Verfügbarkeit die Transportwege innerhalb Europas. Doch was passiert mit Paletten, die nicht mehr benutzt werden können? Eine Europallette gilt als nicht mehr tauschbar und muss repariert werden, wenn beispielsweise Absplitterungen oder Brüche die sichere Nutzung gefährden oder Bretter, Klötze oder Markierungen fehlen.

Nicht mehr reparierbare und daher unbrauchbare Paletten, die die Reparaturprüfung nicht überstehen, werden meist in ihre brauchbaren Einzelteile zerlegt, welche wieder zu Paletten verarbeitet werden können. Die zerstörten oder morschen Teile werden im Schredder oder einer Entsorgungsanlage vernichtet; dies geschieht in eingetragenen, von der EPAL lizensierten Betrieben. An einem runden Prüfsiegel im Mittelklotz der Palette kann man anschließend erkennen, dass die Palette in die Kategorie gebraucht/tauschfähig fällt. Die Reparaturbestimmungen von EPAL Paletten sind umfangreich und Verstöße, sowie Fälschungen, werden regelmäßig straf- und zivilrechtlich verfolgt. Auch aufgrund der immer größer werdenden Knappheit befinden sich zahlreiche gefälschte Europaletten im Umlauf.

Smarte Europaletten im „Internet of Things“

Da die EPAL-Europalette den Paletten Markt dominiert, sind viele Systeme in der Logistik wie Förder- und Lagertechnik oder Verpackungen auf diese ausgelegt. Im Zuge der Industrie 4.0 wird derzeit daran gearbeitet, Logistikprozesse durch automatisch verfolg- und steuerbare Paletten zu vereinfachen. Eine smarte, interaktive Palette würde also nicht mehr nur als Transportmittel, sondern auch als Informationsträger dienen und mit einem Netzwerk kommunizieren können. Dies kann beispielsweise durch RFIDs („Radio Frecuency Identification“) geleistet werden. RFIDs sind winzige Chips mit einer 18-stelligen Identifikationsnummer, mit welcher die Paletten bestückt werden können um ihren Weg und Standort nachzuvollziehen. Erstmals in der Realität angewendet wurde diese Technik in CHEP Paletten in Zusammenarbeit zwischen dem Fraunhofer-Institut, der Rewe Group und der Coca-Cola AG.

Upcycling von EPAL Paletten

Der Ausdruck „Upcycling“ besteht aus den englischen Wörtern up und recycling und beschreibt die Umwandlung scheinbar nutzloser in neuwertige Produkte. Es kommt also, im Gegensatz zum „Downcycling“, zu einer Aufwertung des Materials. Als neuen Trend sieht man derzeit in vielen Bars, Restaurants, Hostels und Eigenheimen: Upcycling Möbel aus Paletten. Das Internet (besonders Plattformen wie YouTube und Pinterest) sprühen nur so vor DIY-Anleitungen („do it yourself“) und Tipps zur Herstellung eigener Palettenmöbel. Die Anleitungen gehen von Sesseln und Sofas über Tische, Betten und Schränken, bis hin zu Bar- und Gartenmöbeln.

Die Verwendung der Paletten ist in der Regel unproblematisch, da sie naturbelassen sind und nicht mit Holzschutzmitteln bearbeitet worden sind. Besonders die Standardisierung und der Preis, aber auch der rustikale Anblick von Paletten, machen sie attraktiv für ihre Weiterverwendung. Mit dem Industrial Design hat sich ein eigener Stil entwickelt, für den die in alten Fabrikbauten verwendeten Materialien, wie Holz, Metall und Backstein, kennzeichnend sind. Paletten Möbel im Industrial Design finden seit einiger Zeit ihren Weg in private Haushalte. Einige Firmen haben sich beispielsweise auf das Aufbereiten der Paletten zur Wiederverwendung durch Lackierung und Bemalung spezialisiert.

Standardisierung, Preis und Verfügbarkeit machen Europoolpaletten interessant für architektonische Projekte wie etwa das „Palettenhaus“. Es besteht aus 800 gebrauchten Paletten, welche zusammengefügt werden – das Ergebnis des Projektes war eine ökologische, energie-effiziente und günstige Unterkunft, die auf einfache Art und Weise auf- und wieder abgebaut werden kann. Es wurden zwei verschiedene Versionen (in Deutschland sowie in einem Township südlich von Johannisburg in Südafrika) erbaut. Außerdem werden gebrauchte Paletten gerne zum Bau von Hindernissen und Türmen auf Bike-Trails verwendet.

NarrowBand IoT und PalletCheck Express

Für eine solche smarte, kommunizierende Palette sind nicht nur passende Schnittstellen und Smart Devices sowie Apps und Programme, sondern auch eine ausreichende IT-Infrastruktur nötig, welche die Fülle an eingehenden Informationen handhaben kann. Hierfür forschen die Deutsche Telekom und das Fraunhofer-Institut in den „Telekom Open IoT Labs“ gemeinsam, um Prototypen und Marktlösungen zu entwickeln – die Labs sind offen für interessierte Unternehmen, die an dem Unterfangen teilnehmen möchten. Die Funktechnik „NarrowBand IoT“, welche für die smarten Paletten verwendet werden soll, ist speziell auf Massennutzung ausgelegt – ein wichtiger Faktor, wenn man sich die Unmengen an Paletten im Umlauf vor Augen führt. Denn im sogenannten „Internet of Things“ sollen künftig nicht mehr nur Smartphones und Computer, sondern unzählige Geräte und Sensoren miteinander verbunden sein. Die deutsche Telekom hat ein IoT-fähiges Schmalbandnetz bereits in Deutschland und den Niederlanden gestartet.

In 2015 hat das Fraunhofer Institut zusammen mit der EPAL außerdem die App „PalletCheck Express“ für den Google Play Store entwickelt. Diese sorgt dafür, dass Paletten für den Tauschprozess nicht mehr manuell erfasst und quittiert werden müssen. Der Nutzer macht lediglich ein Foto seines Paletten-Stapels mit seinem Smartphone: Die App zählt dann die Paletten, erstellt automatisch ein Tauschdokument und versendet dieses per Email. Durch die Fotos in der App ist der Tauschprozess zuverlässig dokumentiert und in der Email finden sich Informationen bezüglich des Ortes und der Zeit des Tauschvorganges.

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