Das Konzept von New Work: Der Arbeitsplatz der Zukunft
Das Konzept von New Work: Der Arbeitsplatz der Zukunft
Digitalisierung und Globalisierung verändern unsere Arbeitswelt. Durch die erhöhte zeitliche, räumliche und organisatorische Flexibilität ergeben sich vollkommen neue Möglichkeiten für die Arbeitsgestaltung. Natürlich, Jobsicherheit und ein solider Verdienst sind nach wie vor wichtig, doch die Prioritäten verschieben sich. Vor Kurzem stolperten wir über die Überschrift „Erfüllung ist der neue Dienstwagen“. Ein Job stellt heute nicht mehr nur durch die Art der Tätigkeit zufrieden, sondern auch durch die Rahmenbedingungen und Regelungen, die er vorgibt.
Eine aktuelle Studie der IDG (International Data Group) zum Arbeitsplatz der Zukunft hat ergeben, dass dieser für Mitarbeiter besonders neue Möglichkeiten der Mobilität und Technologie bedeutet, sowie alternative Arbeitszeitmodelle und -orte, neue Formen der Zusammenarbeit und eine Veränderung der Unternehmenskultur. Das alles sind zwar schöne Schlagworte, doch was bringt der als Synonym zum „Arbeitsplatz der Zukunft“ genutzte Begriff „New Work“ denn nun mit sich? Wir haben die wichtigsten Trends zusammengestellt und zeigen Ihnen außerdem inwieweit deutsche Unternehmen New Work schon in ihre Prozesse integriert haben.
New Work: Diese Trends prägen den Arbeitsplatz der Zukunft
New Careers:
Laut einer XING Studie aus dem Jahr 2018 zum Thema Arbeitswelt der Zukunft rechnet jedes Dritte Xing Mitglied damit, dass es seinen jetzigen Job in 15 Jahren so nicht mehr geben wird. Durch die Digitalisierung, Globalisierung und neue Generationen an Berufstätigen ergeben sich neuartige Geschäftsmodelle und Berufe. 2020 werden Millennials bereits 50 % der weltweiten berufstätigen Bevölkerung ausmachen, zehn Jahre später werden es 75 % sein. Die neue Arbeitswelt wird also maßgeblich von ihnen geprägt. Arbeitgeberwechsel und Wechsel zwischen Fach- und Führungspositionen werden häufiger. Daher wird die Arbeitgeberattraktivität im sog. „War of Talents“ sowie eine gute Mitarbeiterbindung immer wichtiger.
Self-Management:
Laut IDG stuft jeder dritte Arbeitnehmer flexible Arbeitszeiten als wichtigstes Kriterium für die Auswahl von Arbeitgebern ein, das klassische 9-5 Modell wird aus Arbeitnehmersicht immer unattraktiver. Weg von der Präsenzkultur, hin zur Ergebniskultur. Das bedeutet gleichzeitig mehr Autonomie am Arbeitsplatz und ein Abkehren von starren Hierarchien hin zu mehr Eigenverantwortung und agilen (Projekt-)Teams. Eine solche Zusammenarbeit erfordert Vertrauen zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer, Digitalkompetenz, eine moderne Unternehmenskultur, sowie Identifizierung der Mitarbeiter mit dem Unternehmen.
Gig-Working:
Die digitale Transformation bringt eine neue Wirtschaftsform mit sich, in der mehr und mehr Menschen ihren Lebensunterhalt durch freischaffende Projekte und Aufträge bestreiten. Dies nennt sich Gig-Working, da sich die Auftragnehmer wie Musiker von „Gig zu Gig“, also von Auftrag zu Auftrag arbeiten. Oft sind es heute online Plattformen die zwischen Kunden und Beauftragtem, wie beispielsweise Textern, Architekten oder auch Uber-Fahrern vermitteln.
Coworking und Home-Office:
Die Zusammenarbeit und der Arbeitsalltag werden mehr und mehr virtuell gestaltet. In den großen Städten sprießen Coworking-Spaces aus dem Boden. So stellt bspw. das Unternehmen „WeWork“ Büroräumlichkeiten an Freelancer und Unternehmen bereit. WeWork wurde 2010 gegründet und betreibt heute 537 Bürostandorte in 96 Städten; in Deutschland befinden sich Büros in Berlin, Frankfurt, Köln, München und Hamburg. Laut IDG sind Home-Office und Mobile-Office in jedem zweiten Unternehmen angedacht oder bereits vorhanden. Fast die Hälfte der Arbeitnehmer findet, dass die Möglichkeit zur zeitlichen und räumlichen Flexibilität die Lebensqualität steigert – doch lediglich ein Sechstel der von der Initiative D21 im Rahmen des Digital Index 2018/2019 befragten Arbeitnehmer arbeitet zumindest teilweise im Home-Office oder mobil. Der größte Hinderungsgrund liegt laut der Studie in dem nicht vorhandenen Equipment sowie Tätigkeiten, welche sich (noch) nicht mit einem Home-Office verbinden lassen.
Work-Life-Separation vs. Work-Life-Blending:
Durch Home-Office, Self-Management etc. ging die Tendenz in den letzten Jahren immer mehr Richtung “Work-Life-Blending”. Das heißt, Privat- und Berufsleben sollen einfacher unter einen Hut gebracht werden können. Allerdings verschwimmen so zunehmend die Grenzen zwischen den beiden Welten. Dahingegen setzt der “Work-Life-Seperation” Ansatz auf eine klare Arbeits-Freizeit-Trennung. Es wird davon ausgegangen, dass dieses Konzept in Zukunft höhere Wichtigkeit erfahren und besonders von der Generation Z getrieben werden wird. Denn dieser Generation werden höhere Ansprüche an eine klare Trennung zwischen Arbeits- und Privatleben nachgesagt als den Generationen X und Y.
Workplace-Wellbeing:
Durch die immer komplexer werdende Arbeitswelt und ständige Erreichbarkeit nimmt die mentale Belastung der Arbeitnehmer zu. Somit wird Gesundheitsvorsorge zur strategischen Aufgabe der Unternehmensführung, um Produktivität und Mitarbeiterzufriedenheit zu sichern. Damit einhergehend werden auch neue Bürokonzepte und Arbeitszeitenmodelle wie bspw. die Viertagewoche diskutiert und eingeführt. Die aktuelle Debatte um das bedingungslose Grundeinkommen findet immer mehr Befürworter, welche die Vorteile in einer erhöhten Freisetzung von Kreativität, die freiere Arbeitsplatzwahl und in einer besseren mentalen Stabilität sehen.
Silver Worker:
Als „Silver Worker“ werden Arbeitnehmer bezeichnet, die auch nach Eintritt in das Rentenalter weiterarbeiten möchten. Da es durch die Digitalisierung immer weniger Berufe gibt, die einen starken Körpereinsatz verlangen, sind mehr Berufstätige beim Eintritt ins Rentenalter noch sehr fit. Als Gründe für die Weiterarbeit geben die Befragten der XING New Work Studie als erstes den Spaß an der Arbeit an. Darauf folgen finanzielle Gründe sowie das Ziel, sich weiterhin mental und körperlich fit zu halten.
Gender Equality durch New Work fördern
In Deutschland beträgt die Lohnlücke zwischen Männern und Frauen für die gleiche Arbeit immer noch 21 %, Frauen verdienen etwa ein Fünftel weniger als Männer. Diese Ungleichheit hat Island als erstes Land der Welt seit dem 1. Januar 2019 unter Strafe gestellt. Ein neues Gesetz legt fest, dass Unternehmen und staatliche Einrichtungen mit mehr als 25 Mitarbeitern Frauen und Männern für gleichwertige Arbeit das gleiche Gehalt zahlen müssen. Dazu müssen Arbeitgeber einen Nachweis erbringen und Verstöße werden mit Geldstrafen geahndet. Seit 2017 ist in Deutschland zumindest mit einem Gesetz für mehr Lohngerechtigkeit ein erster Schritt gemacht worden, wodurch Beschäftigte in Firmen mit >200 Mitarbeitern Informationen anfordern können, was vergleichbare Kollegen verdienen.
Durch das Konzept New Work können die Lohnungleichheiten zwar nicht beseitigt werden, allerdings können Unternehmen es Eltern erleichtern, trotz Kleinkindern zu arbeiten. Die Initiative families@work fand heraus, dass sich Eltern hauptsächlich moderne Arbeitsmodelle und Kinderbetreuungsangebote wünschen. Mit Erfüllung dieser Wünsche könnte die Zahl der Eltern die Vollzeit arbeiten und ein Kind unter sechs Jahren haben (heutzutage Mütter: 27 % und Väter: 94 %) erheblich gesteigert werden. Gleichzeitig könnte das Hindernis, dass eine lange Auszeit aus dem Job oft einen schwierigen Wiedereinstieg in den Beruf bedeutet, gelöst werden. Vor allem die durch New Work geförderten Arbeitszeitmodelle wie Home-Office und Self-Management bedeuten einen kürzeren Arbeitsausfall und erleichtern jungen Familien das Leben.
Das Prinzip MOT: Mensch, Organisation, Technik
Die Veränderungen der Arbeitswelt betreffen Unternehmensberatungen von zwei Seiten: Einerseits möchten und müssen wir moderne Antworten auf das sich verändernde Arbeitsumfeld unserer Kunden finden. Gleichzeitig sind wir diesem Wandel innerhalb unserer Organisation genauso ausgesetzt. Unser Anspruch als Unternehmen ist es gemeinsam mit unseren Mitarbeitern den Arbeitsplatz der Zukunft bestmöglich zu gestalten.
Doch wie erfolgt der Übergang in die neue Arbeitswelt? Bei Vallée und Partner sind wir der Ansicht, dass jeder Veränderungsprozess in Unternehmen die Aspekte Mensch, Organisation und Technik einbeziehen muss (lesen sie hier mehr über unser MOT Prinzip). Die Umsetzung New Work ist eine Frage der Unternehmenskultur, muss also beim Menschen zuerst ansetzen, in der Organisation gelebt und durch moderne Technik ermöglicht werden.
Mensch – Organisation – Technik… oder doch andersrum?
Hier scheint es eine Diskrepanz zwischen der Arbeitnehmer- und Arbeitgebersichtweise zu geben. IDG fragte Arbeitnehmer und Arbeitgeber, welche Themen für sie zum Arbeitsplatz der Zukunft gehören. Während Arbeitnehmer neue Formen der Zusammenarbeit und eine Veränderung der Unternehmenskultur (also den Menschen und die Organisation betreffende Aspekte) weit oben auf die Liste setzen, setzten Arbeitgeber den Fokus zuoberst auf Sicherheit und eine verstärkte Nutzung von Cloud Lösungen – also auf die Technik.
Ein ähnliches Bild zeichnet sich bei der Wahrnehmung einer vorhandenen Unternehmensstrategie zum Arbeitsplatz der Zukunft ab. Während fast 60 % der befragten Top-Manager die Frage bejahen, sind es bei den IT-Managern und Führungskräften aus den Fachabteilungen lediglich jeder Fünfte. Interessant: Je kleiner das Unternehmen, desto mehr Mitarbeiter sind ihrer Meinung nach an einem zukunftsfähigen Arbeitsplatz eingestellt. Außerdem sehen Ältere ihren Arbeitsplatz insgesamt als weniger fortschrittlich an als jüngere Mitarbeiter.
Wo liegen die Herausforderungen auf dem Weg in die Zukunft?
Aus Unternehmenssicht liegt die größte Herausforderung auf dem Weg zum Arbeitsplatz der Zukunft in der Akzeptanz der Mitarbeiter für den Modernisierungsprozess. Dabei sind 19 % der Mitarbeiter aus ihrer Sicht gar nicht in die Transformation zum Arbeitsplatz der Zukunft involviert (IDG). Als ähnlich herausfordernd werden die Weiterbildung von Mitarbeitern sowie eine Veränderung der Unternehmenskultur gesehen. Als größte technische Herausforderungen wurden von den Arbeitgebern IT-Infrastruktur und Datensicherheit angegeben.
Fazit:
Ziel des Arbeitsplatzes der Zukunft ist es, die Arbeitsbedingungen zu modernisieren und in Einklang mit dem Wandel von Lebensweisen und Familiengefügen zu bringen. New Work bringt also viele Chancen, unseren Alltag (privat und beruflich) zu verbessern.
Mitarbeiter sehen die Chancen, die der Arbeitsplatz der Zukunft bietet, besonders im Bereich bessere Work-Life-Balance, mehr Freiheit, zeitlich ungebunden(er) arbeiten und der Möglichkeit, einfacher auf Informationen zugreifen. Die Risiken sehen sie in einer höheren Abhängigkeit von IT und Internetverbindung. Zudem sorgen sich die Mitarbeiter um ständige Verfügbarkeit sowie Überwachung durch neue Technologien (IDG).
Quellen:
IDG Business Media GmbH (2018): „Studie Arbeitsplatz der Zukunft 2018“
XING (2018): „New Work Trendbook: Die 15 wichtigsten Trends zur Arbeitswelt der Zukunft“
D21 Digital Index 2018/2019: „Jährliches Lagebild zur Digitalen Gesellschaft“
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