Fünf Mega-Logistiktrends – Ein Überblick
Fünf Megatrends & die Logistik
− Das VuP-Expertenteam mit einem Überblick −
Durch die Spannungen, die durch die vierte industrielle Revolution aufkommen, treten einige Probleme zutage, die sich in der gesamten Gesellschaft in zunehmenden Maße niederschlagen. Hinzu kommen weitere Problemquellen und Herausforderungen, die sich durch den Lebensstil der Menschen und durch bevölkerungs- und wohlstandsimmanente Entwicklungen immer ausgeprägter manifestieren und auch den Menschen mehr und mehr bewusstwerden. Dabei handelt es sich nicht um flüchtige Modeerscheinungen. Prof. Dr. Franz Vallée und Kathrin Jostarndt identifizieren fünf große Logistiktrends, die sich ebenso in der Gesamtentwicklung der Gesellschaft wiederfinden und diese maßgeblich bestimmen werden.
Globalisierung
Egal ob Mittelständler, Konzern oder Endkonsument. Für jeden ist die Globalisierung, mit all ihren positiven und negativen Effekten, spürbar. Insgesamt geht der Trend hin zu mehr Öffnung. Ländergrenzen werden unbedeutender und Zölle fallen sukzessive weg. Bekannt ist dies den Menschen nicht nur durch die Tätigkeit der WHO, zu der mittlerweile 162 Länder zählen und deren Mitglieder 90% des Welthandels erwirtschaften. Auch Freihandelsabkommen wie CETA und TTIP, so sie denn endgültig vereinbart werden, beinhalten einen weiteren Wegfall von nationalen Barrieren für den Handel. Natürlich gibt es einige Gegenströmungen, wie den BREXIT. Das ändert allerdings nichts an der Gesamtentwicklung, wenn man sie über mehrere Jahre und Jahrzehnte betrachtet. Globalisierung ist kennzeichnend auch als einer der Logistiktrends, auf den man sich einstellen muss.
Der wichtigste unter den Logistiktrends: Die Digitalisierung
Dass die Digitalisierung einen der wesentlichen Logistiktrends darstellt, vermag heute niemanden mehr zu überraschen. Neue Absatzkanäle werden nach und nach erschlossen: Egal, ob online, im Bereich B2B oder B2C, stationär oder im Direktvertrieb. Technische Innovationen im Bereich Logistik, wie mobile Funknetze, Telematik, Flurförderzeuge oder fahrerlose Transportsysteme, die selbstständig ihre Arbeit verrichten, befinden sich schon lange in vielen Unternehmen im Einsatz. Auch die viel zitierte Robotik ist keine Science-Fiction mehr. Eigenständig arbeitende Roboter kommunizieren in Produktionsketten mit moderner IKT direkt mit den zu verarbeiteten Gütern. Es handelt sich hier um einen Austausch im Verhältnis Maschine zu Maschine, gänzlich ohne Beteiligung des Menschen. Dabei sind sie zu jeder Zeit identifizier- und lokalisierbar. Die zu verarbeitenden Güter vermögen sich heute selbst zu steuern und der Produktion über RFID mitzuteilen, wie sie verarbeitet werden müssen. Fachleute bedienen hier den Begriff des Internets der Dinge (IoT) und stellen so den Vernetzungsgedanken zwischen den Objekten heraus.
Digitalisierung ist aber mehr als Kommunikation und Vernetzung. Ebenso spannend ist der Umstand, dass im Rahmen der Digitalisierung das nicht physische Objekt, also das digitale Datenmaterial, mehr und mehr das eigentliche, werthaltige Gut wird. Durch Technologien wie den 3D-Druck können einzelne Objekte nach Bedarf ganz individuell angefertigt werden. Der digitale Datensatz wird zum eigentlich werthaltigem Element und das physische Produkt wird in einer beliebig ausbaubaren Infrastruktur dezentral und in Losgröße eins, in einem auf den bloßen mechanisierten Vorgang reduzierten Prozess, hergestellt. Allein diese Technologie für sich genommen hat fundamentale Auswirkungen auf die Logistik, weil Lieferketten sich verschieben oder teilweise ganz wegfallen. Die Anwendungsmöglichkeiten sind vielfältig. Neben der Verwendung für die Konsumgüterindustrie ist der 3D-Druck bisher vor allem bei individuellen Anfertigungen im Einsatz. Beispielsweise in der Medizintechnik.
Der demographische Wandel
Die Menschen werden immer älter. In den Industrienationen verschiebt sich die Bevölkerungspyramide immer weiter zulasten der jungen Generation. Der Anteil der Rentner wächst und die arbeitende Bevölkerung muss immer mehr für die Allgemeinheit leisten. Gleichzeitig ändern sich auch die Bedürfnisse der Menschen und mit ihnen die Transport- und Warenströme. Junge Erwachsene im Berufsleben legen ein ganz anderes Konsumverhalten an den Tag, als Familien mit Kleinkindern oder Rentner.
Auch die Zusammenstellung der Haushalte hat sich immer weiter gewandelt. Mehr Singlehaushalte und eine verkürzte Familienphase sind kennzeichnend für diese Entwicklung. Der Anteil der Pflegebedürftigen steigt immer weiter an, ebenso der Anteil der Hochbetagten, der sogenannten „alten Alten“. In der Folge entstehen mehr Pflegeheime und Rentnerkurorte. Schulen hingegen werden, vor Allem in ländlichen Gegenden, geschlossen. Auch das Verhältnis von Männern und Frauen im Allgemeinen wird unausgewogener. Frauen haben eine höhere Lebenserwartung. Sie ernähren sich häufig auf andere Weise und konsumieren anders. Die Industrie und auch der Handel haben diese Veränderungen schon lange im Fokus. Diese Entwicklungen führen im Hintergrund zu sich ständig verändernde Lieferketten und Services. Der demographische Wandel betrifft nicht nur die unterschiedlichen Bedürfnisse nach Gütern und Dienstleistungen, sondern auch den anhaltenden Trend der abwandernden, jungen Bevölkerungsteile und der Vergreisung ganzer Landstriche.
Infrastrukturelle Ausgaben in Straßen, Versorgungssysteme und öffentliche Einrichtungen, die bereits aufgewendet wurden, lassen sich nicht wieder rückgängig machen. Firmen, die nicht in den großen boomenden Zentren ihren Sitz haben, klagen über einen chronischen Mangel an qualifizierten Arbeitskräften und Bewerben auf Lehrstellen. Der demographische Wandel ist also ein Thema bei dem es auch um Verknappung und soziale Gerechtigkeit geht. Oder genauer gesagt, um die Aufrechterhaltung des Sozialstaates in der heutigen Form. Die steigenden Lohnnebenkosten bergen Risiken für Standorte und ganze Wirtschaftszweige in sich. Deutschland im Besonderen wird der demographische Wandel lange beschäftigen.
Ressourcenknappheit
Der Wettbewerb um Ressourcen ist ein wichtiger Faktor im Wirtschaftsleben und hat dementsprechend große Auswirkungen auf die Lebensbedingungen der Menschen. Allseits bekannt ist die weltweite Verknappung von fossilen Brennträgern, die insgesamt zu einem immer höheren Preiseniveau führt. Aber auch seltene Erden, die für technische Bauteile zwingend benötigt werden, unterliegen diesem Prozess. Die Werkbänke der Welt greifen auf immer längere Transportwege, die in immer kürzerer Zeit abgewickelt werden müssen, zurück. Als Plan B steht die Entwicklung nachhaltiger Energie und Ressourcenkonzepte zur Verfügung. Häufig teurer aber von der öffentlichen Hand gefördert, bieten sich Chancen: Beispiele sind hier die regenerativen Energien und die Elektromobilität.Im Thema Ressourcenknappheit ist also notwendigerweise der Aspekt der Nachhaltigkeit enthalten. Diese beiden Punkte bilden ein weiteres Element unter den Logistiktrends. Mit dem Fokus auf den gesamten Lebenszyklus eines Produktes wird eine ökologische Gestaltung von Beschaffungs-, Produktions- und Distributionslogistik notwendig. Auch aus Dienstleistungssicht ist das Thema interessant. KEP-Services (Kurier-Express), City Logistik, Städtemaut; das sind hier nur einige relevante Themen. Auch gänzlich neue oder wiederentdeckte Dienstleistungsbereiche, wie die Entsorgungslogistik spielen eine Rolle.
Individualisierung
Unternehmen und auch private Konsumenten fragen Güter immer stärker auf ihre individuellen Bedürfnisse zugeschnitten nach. Begnügte sich ein Kunde früher noch mit zwei Ketchup-Sorten und drei Kaffeemischungen, so hat der Trend nach mehr Individualisierung heute eine ganz neue Dimension erreicht. Im Internet lässt sich das Lieblingsmüsli aus beinahe zahllosen Komponenten zusammenstellen. Fertigungs- und Mischautomaten müssen diese wachsende Nachfrage bedienen: Eine Mammutaufgabe für die Produktionslogistik, die ständig alle notwendigen Rohstoffe bereitstellen muss.
Im Bereich der Distribution gehen Unternehmen zunehmend dazu über Grundvarianten bereit zu halten, die dann auf verschiedene Weisen veredelt werden. Wer die Jeans XY in Größe Z und mit einem speziellen Druck möchte, kann so darauf zählen, dass die Grundbausteine immer platzsparend verfügbar sind. Stichwort: Postponement. So lässt sich die Nachfrage bedienen und trotzdem möglichst effizient lagern.
So erhält jeder das ganz individuelle Produkt, das auf ihn zugeschnitten ist und seinem Gusto entspricht. Profiteur ist, wer rechtzeitig sein Geschäftsmodell angepasst hat, fortlaufend servicetechnisch auf der Höhe bleibt und die Kundenwünsche zu befriedigen vermag. Natürlich muss sich das individuelle Produkt dann global ordern lassen, wird noch am selben Tag zugestellt, ist mit einer altersgerechten Anleitung versehen und ist aus nachwachsenden Rohstoffen gefertigt. So ist das mit Trends im Allgemeinen als auch mit Logistiktrends. Das versteht sich ja von selbst.
Abonnieren Sie unseren Newsletter und wir sorgen dafür, dass Sie in Sachen Logistik und Software immer auf dem neuesten Stand sind.