Corona und Logistik: Wie die Logistik die Corona-Krise stemmen soll
Seit Ende 2019 berichten die Medien von dem neuartigen Coronavirus. Knapp 5.000 Todesfälle gab es bisher (Stand 13.3.20) weltweit und Anzeichen für eine Trendwende sind nicht zu erkennen. Doch was bedeutet dies für die Logistikbranche? Das Coronavirus breitet sich weltweit immer weiter und schneller aus. Aufgrund der steigenden Anzahl an Infizierten sowohl weltweit als auch in Deutschland, soll die Ausbreitung mit drastischen Schritten unterbunden werden. Die Gesamtzahl der bestätigten Infektionen liegt bei 128.343 (Stand 13.03.2020) weltweit, wobei davon 2.078 Infizierte aus Deutschland kommen.
Die Lungenkrankheit Covid-19 ist erstmals in der Millionenstadt Wuhan in der chinesischen Provinz Hubei aufgetreten, entwickelte sich seitdem zur Epidemie in der Volksrepublik China und breitet sich weltweit aus. Durch den Ausbruch der Epidemie in China liegt der gesamte Warenumschlag in der Volksrepublik fast still. Dies hat weltweite Auswirkungen die man sich bisher, in dem Maße, nicht vorstellen konnte. Die USA hat einen Einreisestopp für Europäer erlassen, Schulen und Universitäten bleiben geschlossen und die Supermarktregale werden durch „Hamsterkäufe“ leer gekauft.
Supply Chains der Unternehmen sind bedroht
Bereits 81 Prozent der produzierenden Unternehmen haben Versorgungsprobleme in ihren Supply Chains, so Risikomanagement-Spezialist Heiko Schwarz. Dies liegt oft daran, dass die Supply Chain an logistischen Umschlagspunkten, wie zum Beispiel Häfen oder Flughäfen zusammenbrechen. An diesen Umschlagspunkten finden durch das Coronavirus zum Beispiel zusätzliche Kontrollen statt. Ebenso fehlende Arbeitskräfte, die sich in Quarantäne befinden und fehlende oder stark verzögerte Zulieferungen gefährden die Supply Chain. Für die Logistikabteilung eines Unternehmens wird es schwierig die Gefahren für die Supply Chain zu identifizieren, weil nicht immer alle Lieferanten oder Sublieferanten bekannt sind.
Neben der Bedrohung der Supply Chain findet auch eine Veränderung in der Nachfrage der Konsumenten statt, wodurch die Supply Chain strapaziert wird. Durch die aktuelle Entwicklung des Coronavirus legen sich viele Menschen Lebensmittelvorräte an, für den Fall einer Quarantäne. Dies hat zur Folge, dass ein ganz anderer Konsum stattfindet. Jegliche Medien berichten darüber, dass das Toilettenpapier ausverkauft ist, es kein Desinfektionsmittel mehr gibt und es eine stark erhöhte Nachfrage nach Nudeln und Konserven gibt. Durch die plötzlich eintretende Nachfrageänderung und den Versorgungsproblemen in der Supply Chain stehen die Unternehmen vor enormen Herausforderungen, welche es zu Lösen gilt.
Wachstumshemmungen durch Corona
Im Februar 2020 wurde bekannt gegeben, dass die Autoverkäufe in China im Januar 2020 um 20 Prozent geringer waren als im Vorjahr. Dies ist laut Experten die Folge der Sperrung mehrerer Millionenstädte, wie zum Beispiel der Stadt Wuhan am 23.Januar 2020. Auch für deutsche Unternehmen kommt es zu Umsatzeinbußen, deren schlussendliche Höhe noch nicht bekannt ist. So wird die Airline Lufthansa zum Beispiel auf eingeplante Umsätze verzichten, da sie Flüge nach China ausgesetzt hat. Aber auch abgesagte Großveranstaltungen und sinkender Konsum, zum Beispiel im Bereich der Freizeitaktivitäten, werden sich auswirken. Wie stark die Weltwirtschaft durch das Coronavirus gebremst wird kann bisher nicht festgestellt werden und Voraussagen darüber sind laut Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier schwierig.
Auswirkungen auf die Containerschifffahrt auch noch in Monaten
Um die Ausbreitung des Coronavirus weitereinzudämpfen, haben die drei größten Containerreedereien ihre Fahrten nach China verringert. Da China allerdings einer der wichtigsten Umschlagspunkte ist und von dort jegliche Ware versendet wird, wie zum Beispiel Lebensmittel, Elektronik oder Kleidung, werden diese Reduzierungen noch lange zu spüren sein. Aufgrund der reduzierten Fahrten kommt es zu einem Rückstau der nach der Bekämpfung von Corona aufgearbeitet werden muss. Im Hafen von Busan in Südkorea seien bereits 78 Prozent der Lagerkapazitäten für Container belegt, so die Frankfurter Allgemeine Zeitung. Bei einer Überschreitung der 80 Prozentmarke, sei es kaum noch möglich, den Hafen effizient zu betreiben.
Fehlende Belly-Kapazitäten in der Luftfracht
Aufgrund der anhaltenden Epidemie in China haben einige Airlines ihre Flüge von und nach China gestrichen. Aus diesem Grund kommt es zu fehlenden Belly-Kapazitäten (Fracht die in Passagierflugzeugen transportiert wird) in der Luftfracht. Mit dem Wegfall dieser Kapazitäten steigt die Nachfrage nach Nur-Fracht-Flügen. Laut der Geschäftsführerin des Landesverbands Bayerischer Spediteure (LBS) sind aktuell am Markt aber noch genügend Kapazitäten vorhanden, besonders dann, wenn es bei vorübergehenden Maßnahmen bleibt.
Stau am Brenner verzögert die Versorgung durch LKW
Seit dem 11.03.2020 kommt es am Brenner (Grenze zwischen Österreich und Italien) zu Staus mit einer Länge von bis zu 80 Kilometern auf Grund von Kontrollen um die Corona-Epidemie einzudämmen. Mit einem digitalen Fiebermessgerät werden die Passierenden auf eine eventuelle Infektion überprüft. Infolgedessen stehen natürlich auch die LKW im Stau, was zu einer Verzögerung in allen Bereichen führt. Um die Auswirkungen möglichst gering zu halten, hat das Land Tirol das Wochenendfahrverbot für den 14.03.2020 ausgesetzt. So soll die Versorgung sichergestellt werden.
Auch an anderen Landesgrenzen werden LKW aufgehalten und zum Teil gar nicht mehr ins Land gelassen. Zu diesen Ländern gehört unter anderem Slowenien. Dort dürfen LKW ohne slowenisches Kennzeichen, aus Italien, nur über die Grenze fahren, wenn sie verderbliche Ware geladen haben und ihr Endziel Slowenien ist. Alle anderen LKW über 3,5 Tonnen dürfen die Grenze nicht passieren.
Nicht nur das Land Tirol hat das Wochenendfahrverbot für LKW ausgesetzt, sondern auch Sachsen und Nordrhein-Westfalen. Dort gilt bis Anfang April eine Sonderregelung um mehr haltbare Lebensmittel und Hygieneartikel transportieren zu können. Somit können Einzelhandel und Logistik die Lücken in ihren Regalen schneller auffüllen.
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